Michaela Studer

Restaurant Kreuz
Egerkingen

1. Januar in den Bergen. Das Wetter ist schön, das Restaurant voll. Michaela Studer fragt einen Gast, ob alles fein sei bei ihm. Er habe ein nicht ganz durchgebratenes Pouletstück auf dem Salat. Sofort bietet sie ihm einen neuen Salat an, er meint, es sei schon gut. Später fragt sie nochmals: «Hat es Ihnen geschmeckt?»

Die stolze Aufmerksame

«Ja», sagt der Gast und isst alles bis auf das besagte Stückchen Geflügel. Als sie dann die Rechnung bringt, flippt er völlig aus – er bezahle sicher nicht, das Poulet sei ja völlig roh gewesen … Michaela Studer steht am Tisch, bleibt ruhig, lässt den Gast ausreden, lächelt. «In solchen Momenten frage ich mich innerlich aber schon, was sich manche Leute überlegen. Zum Glück sind diese Situationen die Ausnahme, es kommt sonst so viel zurück in unserem Beruf, das macht mich richtig glücklich!»

Wir glauben ihr aufs Wort. Am Finaltag wirbelt sie im Sorell Hotel Zürichberg herum, als würde sie immer schon dort arbeiten, hilft anderen Finalisten, wo sie kann, strahlt. Bestimmt wusste sie schon immer: Service, das ist mein Ding? «Nein, gar nicht», sagt die Solothurnerin. Sie hatte Koch gelernt und plante nach einigen Saisonstellen gerade eine längere Kanada-Reise, als sie für den Hof ihres Vaters Eier ins Kreuz nach Egerkingen lieferte. «Was machst du nach Kanada? Komm zu uns», sagte das Wirtepaar Louis und Mimi Bischofberger, das sie seit Kindesbeinen kennt. Nach etwas Überzeugungsarbeit sagte sie zu, nach weniger als zwei Jahren schloss sie die Zusatzlehre mit Note 5.7 ab. «Es war ein Aha-Erlebnis. In der Küche fühlte ich mich immer etwas eingeengt. Es gefällt mir, wie viel sich im Gastraum herausspüren lässt.» Zum Beispiel: Hat ein Gast die Zeitung aufgeschlagen und kramt in seiner Tasche, steht Michaela Studer schon mit der Lesebrille am Tisch. Kommt ein Paar mit Kindern nicht zur Ruhe, nimmt sie die Kleinen mit zur Erkundung in die Küche.

«Es sind kleine, aber wichtige Dinge, mit denen wir viel bewirken können.» Viel bewirken möchte Michaela Studer auch bei der Ausbildung von Lernenden, «damit sie von Anfang an sagen: ‹Hey, ich arbeite im Service und das ist grossartig!› Unsere Branche hat viel mehr Berufsstolz und Highlights verdient!» 2016 gab es einige Highlights für Michaela Studer selbst: Sommersaison in der Hörnlihütte auf 3260 Metern, Besteigung des Matterhorns, Abschluss Lehrgang Bereichsleiter Restauration mit Bestnote 5.6. Und Teilnahme an der marmite youngster selection 2017.


Nachgefragt

  • My Song
    «Beautiful Day» U2
  • My Idols
    Louis und Mimi Bischo erger.
  • Love
    Mein Raclette-Öfeli mit Kerzli einheizen, dazu Weisswein aus einem Einweg-Glas trinken und das Leben geniessen.
  • Hate
    Halbvolle Kaffeerähmli … Wer braucht denn bitte nur ein halbes Kaffeerähmli?
  • My Destination
    Hawaii.
  • My Object
    Alter Eispickel.
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